Symbole haben für einen Legastheniker keine Bedeutung

Aus den vielen Sinneseindrücken, die auf einen Menschen in unterschiedlichsten Lebenssituationen einströmen, kann das Gehirn die Eindrücke herausfiltern, die es in diesem Moment als am Wichtigsten einstuft. Die ganze Aufmerksamkeit widmet sich diesen wichtigen Eindrücken, sie werden differenziert und bewusst wahrgenommen. Die übrigen, als unwichtig erkannten Sinneseindrücke, treten in den Hintergrund. Auf diese Weise wird Wichtiges von Unwichtigem unterschieden. Ist ein Mensch zu diesem Selektieren nicht in der Lage, wird er überschwemmt von Sinneseindrücken. Es kommt zu einer Reizüberflutung.

Legasthene Kinder beschreiben oft, dass die von ihnen gelesenen Buchstaben „hin und her springen“, dass „sie verschwimmen“. Das Zusammenbringen der einzelnen Buchstaben zu einem Wort ist extrem schwer. Das Erfassen der einzelnen Buchstaben ist so anstrengend für einen Legastheniker, dass der Inhalt des gelesenen Textes oftmals gar nicht erfasst werden kann.

Ein „b“ kann nur schwer von einem “p“ unterschieden werden. Ein „i“ wird schnell mit „ei“ verwechselt. Beim Umsetzen von Gehörtem in Schrift, fällt z.B. die Unterscheidung von „g“ und „k“ schwer. Viele weitere Verwechslungen reihen sich aneinander. Vorstellen kann man sich dies etwa so, als würde man einen Russischen Text lesen, ohne aber die Sprache Russisch zu beherrschen.

Voraussetzung für das Unterscheiden von Buchstaben ist u.a. eine gut ausgeprägte Raumwahrnehmung. Wenn ich kein Raumempfinden habe oder ich nicht rechts und links zuordnen kann, wie soll ich dann wissen, ob der Bogen beim „b“, „p“ oder „q“ nach vorne oder hinten gehört? Differenzierte Wahrnehmung oder Teilleistungsstörungen müssen und können trainiert werden!

Was versteht man darunter? Dieses Thema stelle ich in meinem nächsten Blogbeitrag vor.

Beate Rinsdorf